Afrikanische Schweinepest

Die Afrikanische Schweinepest ist 2017 das erste mal in der Tschechischen Republik aufgetreten und somit nahe an die österreichische Grenze herangerückt. Noch ist Österreich nicht betroffen, das Risiko für eine Einschleppung ist aber sehr hoch. In dieser Phase kommt der Jägerschafte eine besondere Bedeutung bei der Überwachung und der Vorsorge zu.

Keiler, fotografiert von Dietmar Streitmair
Folder: Afrikanische Schweinepest

Es begann alles weit weg. 2007 wurde über erste Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) im fernen Georgien berichtet. Das erstmalige Auftreten dieser eigentlich nur aus Afrika bekannten Schweineseuche wurde zwar als ungewöhnlich, aber mit einer Entfernung von etwa 2500km Luftlinie als unendlich weit weg von Österreich wahrgenommen. In den Folgejahren wurde aber bald klar, welches dramatische Verbreitungspotenzial diese Seuche in sich birgt. Das Virus arbeitete sich einerseits über den langsamen Weg der Wildschweinfüße in Osteuropa auch in entlegenste Gebiete vor. Andererseits wurde das Virus über PKW-, LKW-, oder gar Flugzeugtransporte von infiziertem Schweinefleisch oder Schweinefleischprodukten schlagartig über oft hunderte Kilometer weitergetragen. 2012 war die Seuche vom Schwarzmeer bis nach Sankt Petersburg verbreitet, ab 2014 erfasste sie die Ukraine, die baltischen Staaten und erstmals Polen. Spätestens als im Sommer 2017 ein isolierter, unerklärlicher Fall im von Österreich nur 70 Kilometer entfernten tschechischen Zlin auftrat, wusste die europäische Schweineproduktion, dass ein Ausbruch der ASP jederzeit in Zentraleuropa und auch an jedem Ort weltweit passieren kann.

 

Mittlerweile marschiert die ASP in breiter Front in Richtung Westen vor. Die Frontlinie verläuft mit Stand Ende Februar 2019 in Polen auf Höhe Warschau, von der Slowakei und Ungarn ist jeweils die östliche Landeshälfte Krisengebiet, Rumänien kann als Ganzes als verseucht betrachtet werden und mit dem Einbruch nach Serbien wird heuer gerechnet.

 

Es kann aber auch sehr schnell gehen – so wie im Sommer 2018 in Belgien: mitten im intensiven Schweineproduktionsgebiet Wallonien, eingebettet zwischen dem schweinedichtesten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen und Frankreich kam es plötzlich zum ASP-Ausbruch. Dachte man in den ersten Wochen, dass man die Situation mit ebenso drastischen Maßnahmen wie in Tschechien (Zäune, Kadaverprämien, Scharfschützen bzw. Jagd- und Betretungsverbote) in Griff bekommen wird, scheint jetzt immer klarer zu werden, dass die Seuche bald auf Frankreich übergreifen wird und dass die Fälle auch in Richtung Deutschland langsam aber sicher weitergehen.

 

Inzwischen hat die ASP auch ostasiatische Länder wie die Mongolei, Korea und Vietnam erreicht. China ist flächendeckend erfasst. Hier ist das Virus besonders bei Hausschweinen verbreitet. Etwa 800.000 Hausschweine wurden allein in China seit den ersten Ausbrüchen gekeult.

 

In ganz Europa läuft zur Zeit auf verschiedensten Ebenen und mit unterschiedlichsten Mitteln die Vorsorge gegen einen Seuchenfall. In Österreich (wie in allen Staaten) werden die Krisenpläne von Bund und Länder laufend bearbeitet und Seuchenübungen abgehalten. In Deutschland versucht man die Wildschweindichte vorbeugend zu verringern. Fast alle deutschen Bundesländer setzen Abschussprämien aus (Stichwort Pürzelprämie). Im Saarland werden spezielle Kadaverspürhunde ausgebildet, in Niedersachsen wird Material für eine Zaunerrichtung um einen möglichen ASP-Ausbruchsort im Katastrophenlager eingelagert. Und Dänemark hat im Feber mit der Errichtung eines 150 Zentimeter hohen und 50 Zentimeter ins Erdreich eingegrabenen Zauns an der Grenze zu Deutschland begonnen, um so seine für das Land wichtige Schweineproduktion vor ASP zu schützen.

WO LIEGT DAS PROBLEM DER ASP?

Weder der Mensch noch andere Tierarten als das Schwein erkranken an der ASP. Weil jedoch sowohl Wild-, als auch Hausschweine unter massiven Symptomen an der ASP erkranken, setzen alle Länder beim Auftreten von ASP in einem Land massive Bekämpfungsmaßnahmen bzw. Handelsrestriktionen in Kraft. Die deutsche Schweinebranche rechnet z.B. bei Einbrechen der ASP nach Deutschland durch Produktionsausfälle, Seuchenbekämpfung, Exportbeschränkung etc. mit Kosten im hohen zweistelligen Milliardenbereich.

Die Wildschweinepopulation wird durch eine ASP-Verseuchung zwar massiv dezimiert aber nicht ausgerottet. Man rechnet sogar mit etwa 5 Prozent latenten Virusträgern bei Wildschweinen, welche die Krankheit überleben und von denen immer wieder eine Neuinfektion ausgehen kann. Die hohen Wildschweinbestände stellen zwar in vielen Ländern sozusagen den natürlichen Verbreitungspool des Virus dar, die Jagd an sich gilt jedoch nicht als Hauptübertragungsweg der Infektion. Ganz im Gegenteil: eine Seuchenbekämpfung ohne dem prinzipiellen Fachwissen der – und für diesen Einsatz dann noch speziell geschulten – Jägerschaft ist undenkbar!

Zum medienpolitischen Fiasko wird die Sache für die Jagd jedoch dann, wenn so wie gegenwärtig in Belgien ein Förster und ein Aufsichtsjäger in Untersuchungshaft genommen werden, weil sie verdächtigt werden, infizierte Wildschweine für die Jagd aus Osteuropa nach Belgien importiert zu haben. 

Für den Jäger aus Kärnten sollte in Kenntnis der Seuchensituation in Europa folgende Verhaltensweise klar sein:

  • Er nutzt jede Information, welche ihm über die Wege Jagdzeitungen bzw. Homepage der Kärntner Jägerschaft, Infos der Veterinärverwaltung etc. über die ASP zugänglich ist.
  • Er vermeidet jeglichen Viruseintrag in unser Land durch Unterlassung von Jagdreisen in Infektionsgebiete bzw. hält sich penibel an alle Vorsichts- und Vorbeugungsmaßnahmen (Reinigung, Desinfektion, keine Mitnahme von Wildbret, Trophäen etc).
  • Er hält seinen Wildschweinbestand kurz.
  • Er meldet tot aufgefundenes oder verhaltensauffälliges Schwarzwild sofort dem Amtstierarzt. 

Früher oder hoffentlich später wird die ASP auch nach Kärnten kommen. Die Kärntner Jäger sollten sich auf dieses Szenario vorbereiten und in der Seuchensituation dann ihre Kompetenz beweisen.

Mag. Kurt Matschnigg