Jagdliche Kleidung, Bruchzeichen, Jägersprache – das Brauchtum bedeutet Identität. Es gibt uns Jägern und Jägerinnen einen moralischen Leitfaden, an den wir uns richten, um uns selbst und andere mit jedem brauchtümlichen Ritual daran zu erinnern, dass die Jagd Ehre und Verantwortung zugleich ist. Das Brauchtum ist in vielerlei Hinsicht ein Symbol des Respektes. Das jagdliche Brauchtum begleitet uns von der jagdlichen Schulbank mit der „Grünen Matura“ bis zum letzten „Jagd vorbei“ und „Halali“. Dabei umschließt und durchzieht es den gesamten Jagdbetrieb und sorgt dafür, dass unser „Jagern“ nicht zum sportlichen Töten verkommt, denn wir wollen erkennen, dass nicht das „Was“, sondern das „Wie“ das Entscheidende bei der Ausübung der Jagd ist.
Es hat den Anschein, als sollte auch das jagdliche Brauchtum immer mehr Opfer einer Geisteshaltung werden, die in allem, was an Althergebrachten festhält, ein Zeichen der Rückständigkeit und Hemmung des sogenannten Fortschritts sieht. Sicherlich ist manches auch auf diesem Gebiet heute überholt, wirkt gekünstelt, schwulstig oder kitschig. Der sinnvolle, schöne alte Jägerbrauch sollte aber gerade heute besonders gepflegt werden, soll das Weidwerk sich von einer nüchternen Wildstandregulierung oder gar bloßem Schießertum unterscheiden.
- Werner Niederer, Landesjägermeister-Stv. a. D.
Jagdliche Gebräuche sind so alt wie die Jagd selbst. Vieles ist überholt und wurde fallengelassen, vieles hat sich bewährt und sollte gepflegt werden - die Verwendung der Waidmannssprache, die Verwertung von Bälgen und Bärten, die Schätzung des Wildbrets als wertvolles Lebensmittel, das Beachten des Windes bei der Jagd – zur Förderung des Jagderfolges und zur Minderung des Jagddruckes auf das Wild. In dieser beispielhaften Aufzählung erscheint das meiste als logisch, doch vieles gerät in Gefahr, in unserer schnelllebigen Zeit in Vergessenheit zu geraten. Besinnen wir uns und gestatten wir uns zumindest bei der Jagd einfach Zeit, nutzen wir die einmalige Gelegenheit, die Natur mit allem, was sie zu geben hat, zu erleben und halten das alte Kulturgut hoch.
Gelebtes Brauchtum drückt den Respekt vor dem Geschöpf und die Achtung vor dem Schöpfer aus. Gelebtes Brauchtum verbindet – uns Jäger untereinander und vor allem auch Jäger und Nicht-Jäger.
Jäger spielen zu wollen, ist leicht; wirklicher Jäger zu werden ist schwieriger; gerechter Jäger zu sein ist schwer; zwischen all dem Widerspruch und Widerstreit Jäger zu bleiben aber mitunter das Schwerste von allem
- Friedrich von Gagern
Folgende Brauchtumsveranstaltungen finden landauf, landab statt:
Hubertusmessen, Jägerbälle, Sonnwendfeiern, Abwurfstangenschauen, Begräbnisfeierlichkeiten, Falknerei, Dreikönigsblasen der JHBG, Hegeringschießen, Hundeausstellungen und -prüfungen, Jägerchöre, Jägerstammtische, Waldlehrpfade u.v.m.
Durch Aufrechterhaltung des Brauchtums erfüllen wir die Grundbedeutung des Wortes "Brauch" als "Nahrung aufnehmen" mit kräftigem Leben und decken damit ein Grundbedürfnis ab.