Welttierschutztag

Auerhahn

Heute ist Welttierschutztag – ein Tag, an dem Tieren besondere Aufmerksamkeit zuteil wird.

Gemessen wird diese gegenwärtig in Views und Klicks der digitalen Welt. Denn Aufmerksamkeit macht Meinung und die vereinte, überzeugte Kraft der Öffentlichkeit spült Geld in die Kassen – so auch beim Tierschutz. Noch nie war es so einfach, das Leben von Tieren im Gehege finanziell zu unterstützen, Forschungsprojekte in Nationalparks zu fördern oder medizinische Hilfe für geliebte Haustiere zu sponsern. Das alles ist unzähligen, herzerfüllenden „Katzen-Videos“ und dem Gefühl von Nähe zu verdanken, das Millionen Menschen von den sogenannten „Fellbabies“ erhalten. Schließlich gelten Tiere als die treuesten Begleiter der Menschen… da lohnt sich der Einsatz.

 

Aus den Augen, aus dem Sinn

Was passiert aber abseits der Kameras, wenn Tiere zu glitschig, zu kalt, zu „normal“ oder zu wild sind, um sich mithilfe liebenswerter Clips im Internet zu präsentieren:

Warum darf der Fischotter die Kärntner Urforelle ins Verschwinden dezimieren? Wieso ist es ok, Gamswild in winterlicher Notzeit in den Tod zu hetzen, Hunde aber dürfen beim Wandern ohne Leine ihre Instinkte ausleben? Und wer hat beschlossen, dass ein Wolfsleben mehr wert ist als die Existenz fluchtunfähiger Brillenschafe in Kärnten?

Je flauschiger, niedlicher, menschennahe und verhaltensähnlich das Tier ist, desto eher ist die Öffentlichkeit dem Tier schutzbefohlen – so die Tendenz. Dass Krustentiere, Insekten und Wildtiere weitaus weniger Raum in der öffentlich ausgetragenen Tierschutzdiskussion einnehmen als Hunde und Mini-Kühe zum Beispiel, wird beim ersten Blick auf TikTok & Co klar. Tiere, die Menschen scheuen und ihre Nähe nicht wollen, verdienen aber trotzdem Schutz – Schutz vor einem Wirtschaftsraum, der Lebensräume verschlingt.

 

Jagen, nützen, schützen

Noch lange vor Social-Media-Kampagnen wurde das Konzept von Schutz durch Aufmerksamkeit bei Wildtieren auf die Probe gestellt – mit eindeutigen Folgen. Beim Auerwild in Südtirol hatte eine vermeintliche Schutzmaßnahme zum Ergebnis, dass die Verantwortung dem Auerwild gegenüber nicht mehr eindeutig zugeteilt wurde. Jägerinnen und Jäger hörten auf, den Lebensraum der Tiere zu pflegen, die Bevölkerung wurde nicht mehr über die Bedürfnisse der Wildart aufgeklärt und die Bedingungen für das Auerwild stellten sich nach und nach als nicht mehr zukunftstragend heraus. Durch fehlende Zuwendung wurde Auerhähnen und -hennen der Lebensraum entzogen. Dies führte zu ihrem allmählichen Verschwinden in den Südtiroler Alpen.

In Kärnten wurde ein anderer Weg gewählt, diese seltene Wildart zu schützen. In der Obhut von Jägerinnen und Jäger hat das Auerwild menschliche Fürsprecher gefunden. Ihr Vorkommen wird mit Stolz verkündet, ihre Balzstrophen bewundert, Zählungen finden statt und Brutstätten wird die notwendige Ruhe belassen. Es ist eine unsichtbare aber unverzichtbare Zuwendung, die es doch schafft, den Lebensraum dieser Wildart zu bewahren und sie als wilde Tiere zu schützen.

 

Tierschutz ist für alle da

Unzählige Erfahrungsberichte und Beispiele beweisen: Tierschutz ist so notwendig wie vielfältig. Er muss demnach kein Wettkampf werden, bei dem die präsentabelste Tierart die Spendenlotterie gewinnt. Jedes Tier hat es verdient vor Bedrohung und Bedrängnis geschützt zu sein. Wir Menschen, alle von uns, können in den unterschiedlichsten Formen einen Beitrag dazu leisten.

 

Gloria Horn-Karnel, BA MA
©Andreas Wieser