Welttierschutztag
Vor nur wenigen Tagen wurde in der EU-Kommission in Vertretung der EU-Staaten Europas mehrheitlich dafür gestimmt, dass der Wolf als „geschützt“ gilt, jedoch nicht mehr „streng geschützt“ wird. Da Bäuerinnen und Bauern an die Grenzen ihrer Viehschutzmöglichkeiten geraten, sind nun die Jägerinnen und Jäger damit beauftragt, Wölfe unter gewissen Umständen zu erlegen. Der Beschluss ist gefasst, übrig bleiben die Fragen zum Tierschutz.
Wie können Jägerinnen und Jäger Tierschützer sein, wenn sie sich gleichzeitig der Bejagung eines bis dato streng geschützten Tieres annehmen?
Jagen ist nicht gleich ausrotten. Jagen bedeutet, das Gleichgewicht von Fauna und Flora herzustellen, das von der menschlichen Nutzung der Natur beeinflusst wurde. Nicht nur der seltene Wolf, sondern auch die vielen Nutztiere haben es verdient, effizient geschützt zu werden. Hier kommt die Jägerschaft ins Spiel: Sie ist diejenige, die das Zusammentreffen von Wild laut dem Kärntner Jagdgesetz und Nutztieren auf den Kärntner Alm- und Weideflächen regulierend begleitet.
Wie trägt das Erlegen eines Wildtieres zum Tierschutz bei?
Durch die gesetzlich verankerte, ordnungsgemäße Jagd auf Wolfsindividuen können Schafherden und weiteres Almvieh wieder den Lebensraum beanspruchen, der ihnen als Nutztieren zur Verfügung steht. Das sichere Grasen auf der Alm steigert ihre Lebensqualität. Die Wölfe besiedeln durch den Jagddruck dann bevorzugt jene Wildnis, in der sie wieder fluchtfähige Beute jagen. Schließlich kann die Präsenz von Wolfsrudeln unter den Wildtieren abseits der Nutztiere auch gewisse Dynamiken ins Positive verändern.
Was bedeutet Tierschutz angesichts der EU-Schutzstatusreduktion?
Tierschutz ist nicht gleich kritikloses Bewahren des Ist-Zustandes. Tierschutz macht auch keinen moralischen Unterschied zwischen Schaf und Wolf. Er bedeutet, die Natur im Wandel anzunehmen und die Artenvielfalt zu fördern, die in der bewirtschafteten und frei nutzbaren Natur noch möglich ist. Als Jägerinnen und Jäger und aus besonderer Verantwortung des Menschen gegenüber Tieren helfen wir mit, das Wohlbefinden von Tieren zu schützen. Jagen ist demnach Einsatz im Sinne des Tierschutzes und Handeln im Sinne des Weidwerks.
Gloria Horn, BA MA
Foto ©Wilfried Pesentheiner